Noch dreimal würde er seine Lotti heiraten, so Karl Fischer auf die Frage einer Bekannten. Seit nunmehr 65 Jahren sind Charlotte und Karl Fischer ein Paar und bereut hat es keiner der Beiden. "Unser Motto ist: Ich brauche Dich und Du brauchst mich", verraten die Beiden. Es war Liebe auf den ersten Blick damals in der Milchsammelstelle in der Dünkelbachstraße, wo Lotti aus Versehen gegen Karl stieß. Die junge Charlotte Laser stammte aus Frankfurt, kam jedoch, als ihre Familie 1945 ausgebombt wurde, mit ihrer Schwester nach Lohrhaupten. Eigentlich sollte sie nur nachschauen, ob ihre Schwester Trudi gut untergebracht war, denn in Frankfurt wartete auf die junge Lotti ihre Arbeitsstelle als Friseurin. Aber als sie nach Lohrhaupten kamen und die herrliche Landschaft mit dem vielen Grün sahen, beschloss Lotti kurzer Hand hier zu bleiben. Zunächst besorgte sie sich eine Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb, wo sie die Kinder beaufsichtigte und in der Landwirtschaft mithalf. Auch das Melken musste sie lernen und so kam es, dass sie ihren Karl traf. Dieser Ur-Lohrhauptener, wie er von sich selbst sagt, hatte schwere Zeiten hinter sich. Wurde er doch im Alter von gerade mal 17 Jahren zur Wehrmacht eingezogen, geriet kurz vor Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft und kam ins so genannte "Hungerlager" nach Heilbronn. Weil zu Hause die Landwirtschaft auf ihn wartete, kam er nach vier Monaten aber wieder frei. Nach dem ersten Treffen in der Milchsammelstelle kamen sich die Beiden beim Tanz auf der Kirb und in der Spinnstube näher, die Kirchenglocken läuteten am 28. Februar 1948. Die heimische Landwirtschaft machte es in den mageren Zeiten möglich, ein Fest zu feiern und so wurde ein Schwein geschlachtet. Das Hochzeitsessen bestand aus hausmacher Wurst, Kartoffel- u. Feldsalat, erinnern sich die Jubilare. Im gleichen Jahr erblickte Sohn Rudolf das Licht der Welt. 1952 folgte Sohn Harald, nach weiteren vier Jahren Sohn Horst und im Jahr 1963 komplettierte Manuela die Familie. Karl arbeitete bis 1990 als Forstwirt, Lotti kümmerte sich um die Kinder, die Landwirtschaft und den Garten, welcher noch heute ihr Steckenpferd ist. Doch auch Handarbeiten gehen der rüstigen 89-jährigen, die keine Langeweile kennt, noch immer gut von der Hand. Auch kleinere Reparaturen von technischen Geräten erledigt Lotti gerne selbst. So habe sie neulich erst ihr Bügeleisen repariert und das Fernsehgerät angeschlossen, berichtet sie. Bereits seit 1966 gehörte sie dem Landfrauenverband an und zu den Treffen der Lohrhauptener Landfrauengruppe gehe sie noch immer gerne regelmäßig. Ihr 86-jähriger Mann Karl liebt es hingegen etwas ruhiger. Früher fehlte er bei keinem Heimspiel der Fußballer und brachte die Enkel selbst zum Training. Gefeiert wurde mit den vier Kindern, sechs Enkeln und vier Urenkeln sowie zahlreichen Freunden, Nachbarn und Bekannten in den eigenen vier Wänden. Auch Flörsbachtals Bürgermeister Frank Soer sowie Pfarrer Abel gehörten zu den zahlreichen Gratulanten (unser Bild).